Knochenaufbau

Als Materialien für einen Knochenaufbau kommen Eigenknochen, Knochenersatzmaterialien oder eine Mischung aus beidem zur Anwendung. Hierbei berücksichtigen wir immer Ihre persönlichen Wünsche. Dies ist bei entsprechender chirurgischer Erfahrung nicht nur möglich, sondern vom Gesetzgeber sogar vorgeschrieben.

Durch die Verwendung von Eigenknochen wird das Aufbaugebiet mit körpereigenen Zellen und Substanzen versorgt, was die Einheilung schneller und sicherer macht (Knochenneubildungs-Effekt = Knocheninduktion). Kleinere Knochenmengen werden meist direkt im Bereich der Implantationsstelle, größere Knochenmengen an einer zusätzlichen Entnahmestelle – am häufigsten im Weisheitszahn-Bereich des Unterkiefers – gewonnen. Bei extremer Kieferatrophie im gesamten Kiefer und Ihrem expliziten Wunsch, kein Ersatzmaterial zu verwenden, ist die Knochenentnahme z.B. von Beckenknochen eine Alternative. Umfangreiche Eigenknochen-Entnahmen für größere Knochenaufbauten sind häufig belastend für den Patienten, da sich die Eingriffsdauer erheblich verlängert und nach dem Eingriff mit deutlich mehr Beschwerden, Schwellung und ggf. Bluterguss gerechnet werden muss. Eine Mischung des Eigenknochens mit Knochenersatzmaterialien wird in unserer Praxi daher oft bevorzugt: Der in geringeren Mengen - und in der Regel im gleichen Kieferbereich wie die Implantateinbringung - entnomme Eigenknochen bringt körpereigene Zellen für eine gute uns sichere Einheilung mit. Er wird dort plaziert, wo die körpereigenen Zellen für eine erfolgreiche Einheilung vorteilhaft sind. Das Knochenersatzmaterial "streckt" den Eigenknochen, reduziert die notwendige Eigenknochen-Entnahme und verbessert darüber hinaus meist die Volumstabilität des Knochenaufbaus.

Knochenersatzmaterialien können alleine oder zur „Streckung" von Eigenknochen verwendet werden. Sie dienen als Leitschiene für das Einwachsen von Eigenknochen (Leitschienen-Effekt = Knochenkonduktion), sodass nach einigen Wochen bis Monaten das Knochenersatzmaterial von eingewachsenem Knochen umgeben ist. Einige Materialien bieten während der Einheilung einen sehr guten Schutz gegen Abbau (Resorptionsschutz). Über Monate bis Jahre werden die meisten Knochenersatzmaterialien resorbiert und teilweise oder vollständig durch Knochen ersetzt. Knochenersatzmaterialien können synthetischen, pflanzlichen, tierischen oder menschlichen Ursprungs sein. Der wissenschaftliche Nachweis der Wirksamkeit ist bei Knochenersatzmaterialien besonders wichtig.

Wir verwenden nur Eigenknochen aus der Mundhöhle und erprobte Knochenersatzmaterialien. Vor jeder Operation wählen wir die Materialen individuell und unter Berücksichtigung Ihrer Wünsche aus. Aus den aufgeführten Gründen ist in vielen Fällen eine Mischung von Eigenknochen und Knochenersatzmaterial eine sehr gute Wahl.

Die Folientechnik ist das am häufigsten angewandte Verfahren zum Knochenaufbau und wissenschaftlich umfangreich untersucht.

Prinzip: Das chirurgische Vorgehen beinhaltet das Anlagern von Knochenmaterial an den Kieferkamm und das Abdecken mit einer Folie (auch Membran genannt). Die Folie hält das Zahnfleisch vom Knochenmaterial fern und der Knochenaufbau kann mit dem Knochen der Implantationsstelle verwachsen (Barriere-Funktion der Folie). In vielen Fällen ist eine Stabilisierung der Folie – gegen Verrutschen und den Druck der Mundschleimhaut – durch kleine Titan-Pins oder resorbierbare Pins notwendig.

Je nach Umfang an benötigten Knochen kommen unterschiedliche Folien zum Einsatz. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Folien ist die Standfestigkeit bis zum Auflösen der Folien (Barriere-Funktion). Bei der Verwendung von selbst-auflösenden Folien erübrigt sich eine Entfernung. In seltenen Fällen können nicht-auflösende Folien zum Einsatz kommen. Sie erlauben die Schaffung von viel Knochenbreite (bei sehr geringem Restknochenangebot) und auch von Knochenhöhe. Allerdings sind sie für den Operateur äußerst anspruchsvoll und daher selten noch im Einsatz.

Der klassische Sinuslift ist die wichtigste Knochenaufbau-Technik für den Oberkiefer-Backenzahnbereich. Ohne diese Technik wäre ein Großteil der implantologischen Behandlungen im Oberkiefer-Backenzahnbereich nicht möglich, weil das Knochenlager selbst für kurze Implantate häufig zu klein und zu schwach ist.

Prinzip: Mit dem Sinuslift-Verfahren wird das Knochenangebot vermehrt, indem Knochenmaterial in die Kieferhöhle eingebracht wird. Das chirurgische Vorgehen beinhaltet die Schaffung eines Zugangs zur Kieferhöhle vom Oberkiefer-Backenzahnbereich aus: Ablösen des Zahnfleisches, Präparation eines kleinen Knochenfensters, Ablösen der Kieferhöhlenschleimhaut. Nach Ablösen der Kieferhöhenschleimhaut wird das Knochenmaterial zwischen den knöchernen Kieferhöhlenboden und die Kieferhöhlenschleimhaut gelegt.

Das Verfahren ist sehr sicher, da das Knochenmaterial in der Kieferhöhle geschützt vor den Kaukräften einheilen kann. Auch diese Technik ist wissenschaftlich exzellent untersucht.

Aufgrund unserer umfangreichen Erfahrung mit dieser Technik – und der Sicherheit des Verfahrens als solches – können die Implantate bis zu einem Restknochenangebot von 1‑2 mm gleichzeitig eingebracht werden.

Neben dem klassischen Sinuslift-Verfahren gibt es verschiedene Variationen, die aber seltener zum Einsatz kommen.

Bei fortgeschrittenem Kieferabbau kann ein Knochenaufbau mit (kleinen) Knochenstücken notwendig sein. Neben der Transplantation von Eigenknochen besteht mittlerweile auch die Möglichkeit der Implantation von Knochenersatzmaterial als Knochenblock.

Eigenknochen: In nahezu allen Fällen kann der benötigte Eigenknochen in der Mundhöhle gewonnen werden. Es ist der Aufbau von Knochenhöhe und von Knochenbreite möglich. Diese Technik ist die älteste aller Techniken zum Knochenaufbau. Prinzip: An einer Entnahmestelle – meist im Unterkiefer-Weisheitszahnbereich – wird ein Knochenstück entnommen. Das transplantierte Knochenstück wird vorbereitet und im ebenfalls vorbereitetn Implantat-Bereich mit Schrauben fixiert. Das Knochenstück verwächst mit dem Knochen der Implantationsstelle. Eine spezielle Variante ist die Technik nach Prof. Khoury. Hierbei wird ein 3-4 mm dickes Knochenstück aus dem Unterkiefer-Weisheitszahnbereich nach der Entnahme gespalten und somit zwei Knochenstücke gewonnen. Dadurch sind größere Knochenaufbauten mit der gleichen Menge an entnommenen Knochen möglich. Die Einheilungszeit bei der Knochenblock-Technik beträgt in der Regel 3-4 Monate. In den ersten Tagen müssen Sie mit Beschwerden, einer umfangreichen Schwellung und ggf. einem Hämatom an der Entnahmestelle rechnen.

Knochenersatzmaterial: Bei Verwendung von Knochenersatzmaterial kann auf eine umfangreiche Eigenknochenentnahme verzichtet werden. Beschwerden und Schwellung in einem Entnahmebereich werden vermieden und die Eingriffdauer ist verkürzt.

3D-Knochenersatzmaterial: Nach Anfertigung einer 3D-Röntgenaufnahme wird das Knochenersatzmaterial vor dem chirurgischen Eingriff 3D-gefräst und dadurch individuell für Sie hergestellt. Es passt dann exakt auf den Knochendefekt. Dies macht nicht nur die Entnahme von eigenen Knochenstücken überflüssig, es reduziert auch die Dauer des Eingriffs erheblich.