Eine Wurzelkanalbehandlung wird häufig als letzte Möglichkeit bezeichnet, den Zahnverlust zu vermeiden. Treten nach erfolgter Wurzelkanalbehandlung erneut Probleme auf, steht oft die reelle Diskussion über die Zahnentfernung im Raum.
Revisions-Wurzelkanalbehandlungen sind eine relativ wenig verbreitete Behandlungsmethode, bei der eine vorhandene Wurzelkanalfüllung erneuert wird. Sie sollten idealerweise unter Anwendung des Operations-Mikroskops erfolgen und sind verbunden mit einem hohen Zeitaufwand. Sind – in seltenen Fällen – daneben noch weitere zahnerhaltende Maßnahmen notwendig (z. B. Wurzelspitzenresektion, chirurgische Kronenverlängerung), ist das Zahnimplantat oft die effektivere, sicherere und kostengünstigere Variante. Aber! Das Implantat ist zwar die beste Variante des Zahnersatzes. Ein eigener Zahn bleibt jedoch ein eigener Zahn: mit einem besseren Kaugefühl und dem eigenen Immunsystem im Parodontalspalt des Zahnhalteapparates.
Das Ziel einer Wurzelkanalbehandlung ist es, die Wurzelkanäle des Zahnes von Bakterien zu reinigen und durch eine dichte Wurzelfüllung deren Wiederbesiedelung zu verhindern. Wenn jedoch Bakterien im Kanalsystem verblieben sind, können sich diese wieder vermehren, wenn:
Ein weiterer Grund für eine erneute Infektion durch bakterielle Besiedelung des bereits gefüllten Kanalsystems kann auch eine Wurzelkanalfüllung sein, die dem Speichel mit seinen Bakterien ausgesetzt ist. Dies ist oft die Folge von Karies oder einer zu späten Versorgung mit einer definitiven Füllung oder Krone.
Wenn mein Zahn „tot" ist, warum schmerzt er trotzdem?
Bei der Wurzelkanalbehandlung wird das Gefäß-Nervenbündel aus dem Inneren der Wurzel entfernt. Der Zahn ist aber in ein Zahnfach eingebettet, welches sich entzünden kann. Wenn es durch Bakterien aus dem Inneren des Zahnes zu einer akuten Entzündung des Zahnfaches kommt, dann können Schmerzen, Schwellung und Eiterbildung die Folge sein.
Wenn ich keine Schmerzen habe, ist dann mein Zahn gesund?
Bei chronischen Formen der Infektion geht der Verlauf häufig ohne jegliche Beschwerden einher. Nicht selten werden die Folgen der Infektion erst auf einem Röntgenbild entdeckt. Der Zahnarzt sieht dann, dass sich der Knochen um die Zahnwurzel aufgelöst hat. Dieser Abbau ist fortschreitend und kann sich in eine akute Entzündung mit Schmerzen, Schwellung und Eiterbildung umwandeln.
Wie kann der Zahnarzt helfen, damit ich meinen Zahn behalte?
Nur wenn es gelingt, das Wurzelsystem gründlich von den Bakterien zu reinigen, kann die Infektion beseitigt werden und der Knochen wieder ausheilen.
Wie sieht die Abfolge der Revisionsbehandlung aus?
1. Kofferdam
Zunächst wird der Zahn mit einem Gummituch (Kofferdam) gegenüber dem Mundraum isoliert. Damit wird zum einen verhindert, dass der mit Bakterien versehene Speichel in den Zahn gelangt, und zum anderen gelangen keine fremden Stoffe in den Rachen.
2. Entfernung der alten Wurzelfüllung
Der Zahnarzt muss zunächst die bestehende Füllung aus den Kanälen entfernen. Ist der Zahn mit einem Wurzelstift versorgt, muss auch dieser herausgenommen werden. Die Entfernung kann je nach Art der verwendeten Materialien der Wurzelfüllung und der Wurzelstifte unterschiedlich schwierig und sehr zeitaufwändig sein. Dafür sind Vergrößerungssysteme (z.B. Lupenbrille oder Mikroskop) eine sehr wertvolle Hilfe und manchmal sogar eine Voraussetzung, um auch kleinste Details sicher zu erkennen und Substanz schonend behandeln zu können.
3. Wurzelkanaldesinfektion
Im weiteren Verlauf ist es wichtig, das gesamte Kanalsystem gründlich zu reinigen. Füllte die alte Wurzelfüllung das Kanalsystem nicht vollständig aus, so müssen die noch unbehandelten Anteile erschlossen werden. Ist dies gelungen, können die Wurzelkanäle mit feinen Instrumenten und desinfizierenden Spülungen gereinigt werden.
4. Füllung
Nachdem die Kanäle gründlich gereinigt wurden, füllt der Zahnarzt das Wurzelkanalsystem. Der Zugang durch die Zahnkrone wird zunächst provisorisch mit einem Füllmaterial dicht verschlossen.
Welche Alternativen gibt es?
Sollte eine Revision nicht durchführbar oder nicht erfolgreich gewesen sein, kann Ihr Zahnarzt mit Ihnen noch die Möglichkeiten eines endodontisch - chirurgischen Eingriffs erörtern. Die einzige noch verbleibende Alternative ist die Entfernung des Zahnes. Dieser muss in der Regel durch einen Zahnersatz (Brücke, Implantat, Prothese...) ersetzt werden. Allerdings – nichts ist so gut, wie Ihr eigener Zahn!
Können alle Zähne durch eine Revision erhalten werden?
Jeder medizinischen Therapie sind Grenzen gesetzt. So kann es in komplexen Fällen unmöglich sein, das Kanalsystem vollständig zu reinigen. Manchmal muss ein chirurgischer Eingriff unterstützend vorgenommen werden, um den Zahn zu erhalten.
Wie ist die Prognose einer Wurzelkanalbehandlung?
Gemäß internationaler Studien, wird von der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung die Erfolgschance bei einer Revision der Wurzelkanäle mit 75% - 80% angegeben. Diese Prognose ist aber auch in entscheidendem Maße davon abhängig, wie gut sich die vorherige Wurzelfüllung entfernen lässt. Hohe Erfolgszahlen können nur durch den konsequenten Einsatz moderner Behandlungsmethoden und -techniken erreicht werden.
Wer führt eine Revision durch?
Jeder Zahnarzt hat während seiner Ausbildung die Grundprinzipien der Wurzelkanalbehandlung gelernt und kann diese somit durchführen. Ein einfaches Instrumentarium dafür ist in jeder Praxis vorhanden. Die Revision einer Wurzelkanalbehandlung ist jedoch sehr komplex. Oft sind Spezialinstrumente und viel Erfahrung notwendig, um einen Zahn mit hoher Wahrscheinlichkeit erhalten zu können. Aus diesem Grunde gibt es in vielen Ländern Fachzahnärzte für Endodontie. Auch in Deutschland finden Sie Zahnärzte, die sich auf dem Gebiet der Wurzelkanalbehandlung sehr intensiv fortgebildet haben. Manche von ihnen verfügen sogar über eine zusätzliche Ausbildung mit abschließender Prüfung und Zertifizierung (Zahnärzte mit dem Tätigkeitsschwerpunkt Endodontie).
Was kommt nach der Wurzelkanalbehandlung?
Viele wurzelbehandelte Zähne sind aufgrund ihres großen Defektes bruchgefährdet. Deshalb wird derZahn nach einer Wurzelbehandlung häufig mit einer Krone versorgt, um ihn zu stabilisieren. In einigen Fällen kann es auch notwendig sein, für die Revision neue Versorgungen (Füllungen oder Kronen) zu durchbohren oder zu entfernen. Diese müsse dann repariert oder ersetzt werden. Bei ausgedehnterem Substanzverlust kann es auch notwendig sein, den Zahn mit einem Wurzelstift wieder aufzubauen.
Dr. Emmerich2 und Kollegen
Praxisklinik für Zahnmedizin
Zahnerhalt - Zahnästhetik - Zahnimplantate
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